27. Dezember 2002
Winzer investieren Millionen in die Zukunft
Flurbereinigung Abschnitt I - Die Rheinpfalz berichtet

In Duttweiler werden 200 Hektar Weinberge flurbereinigt - Im ersten Abschnitt sind schon 150.000 Reben abgeräumt.
Ein Jahrhundert- und Millionenprojekt haben die Duttweilerer Winzer begonnen: die Weinbergsflurbereinigung. Nach Vorüberlegungen ab 1990 und ersten Beschlüssen 1992 ist jetzt der erste Aufbauabschnitt abgeräumt. Er soll voraussichtlich im Mai neu bepflanzt werden.
Gut 200 Hektar Weinberge nördlich des Ortes werden in den nächsten 20 Jahren neu geordnet, schildern der Vorsitzende der Aufbaugemeinschaft, Johannes Breitling, und der Vorsitzende der Teilnehmergemeinschaft, Reinhard Bessert, sowie Dr. Joachim Eder von der Staatlichen Lehr- und Forschungsanstalt, der die Duttweilerer Winzer berät.
Los geht es mit 38 Hektar, die sich nördlich an das geplante neue Baugebiet Achtzehnmorgenpfad anschließen. Die Weinberge wurden inzwischen von einem Lohnunternehmer mit einer Spezialmaschine gerodet; anschließend haben die Winzer die Rebstöcke zusammengetragen und bis auf wenige Ausnahmen auf einen großen Lagerplatz abgefahren. Alle vier Jahre wird ein weiterer Abschnitt bereinigt, weil Reben nach vier Jahren einen ersten Ertrag bringen.
Der erste Abschnitt umfasst die besten Duttweiler Lagen, war bisher aber auch am stärksten zersplittert. Bossert hatte dort beispielsweise 28 Parzellen, davon eine so schmal, dass nur zwei Rebzeilen darauf passten; andere Parzellen waren nicht einmal direkt anfahrbar, sondern nur durch den Wingert des Nachbarn.
Künftig, so Breitling, wird nur noch in der Fall-Richtung des flachen Hangs gezeilt. Die neuen Wege werden fünf Meter breit, damit auch moderne, große Maschinen sie problemlos benutzen können. Außerdem haben sich die Winzer verpflichtet, ihre Rebzeilen nicht nur einen, sondern anderthalb Meter vor dem Weg enden zu lassen. Dadurch gibt es reichlich Platz zum Wenden auch großer Maschinen. „Wir wollten mehr Verkehrssicherheit", sagt Breitling.
Dass die Duttweilerer schon im Frühjahr wieder anpflanzen können, haben sie dem günstigen Umstand zu verdanken, dass es im Flurbereinigungsgebiet schon moderne Betonwege gibt. So entfallen aufwändige Baumaßnahmen, die andernorts durchaus ein Jahr gedauert haben. Dennoch entstehen auch in Duttweiler Kosten von 20.000 bis 25.000 Euro pro Hektar. Mithin geht es für die Winzer in den nächsten 20 Jahren um Investitionen von insgesamt deutlich über vier Millionen Euro.
Als nächste Arbeiten stehen das Vermessen und möglicherweise auch stellenweise das Planieren an: Einzelne flache Senken sollen gefüllt werden, damit sich dort keine Kaltluft staut. Kleine, alte Wege werden umgepflügt, teilweise muss der verdichtete Boden ausgetauscht werden; außerdem wird ein neuer unbefestigter Erdweg in Ost-West-Richtung durch den ersten Aufbauabschnitt gelegt. Künftig entstehen so nicht mehr eine Vielzahl kurzer Parzellen, sondern solche von etwa 200 Metern Länge, die sich gut maschinell bearbeiten lassen.
Dass anstelle zahlreicher, über die Gemarkung verstreuter Parzellen künftig größere Blöcke werden sollen, liegt auf der Hand. Bei der Neuzuteilung werden Wünsche der Landwirte berücksichtigt. Dabei werden möglichst Flächen im Eigentum und dazugepachtete Stücke zusammengelegt. Ein halber bis ein Hektar sollte es schon sein, erklärt Eder; dann könne ein Winzer rationell arbeiten. Land gibt es genug, sagt Bossert, denn eine Flurbereinigung ist immer auch Anlass für Nebenerwerbs-Winzer oder ältere Betriebsinhaber, zu verpachten.
Doch trotz aller Bemühungen um mehr Wirtschaftlichkeit werde die Ökologie nicht auf der Strecke bleiben, versichert Breitling. Wenige alte Nussbäume in der Gemarkung werden erhalten, und in der Mitte des ersten Aufbauabschnitts entsteht ein Grünzug, der Schritt für Schritt mit anderen vernetzt werden soll; ein Regenrückhaltebecken werde zudem für neue Lebensräume sorgen.
Erhalten bleibt auch der Grillplatz am Ortsrand, und wer gerne grillt, kann sich bei den Duttweilerer Winzern mit Rebknorzen eindecken: Auf dem Lagerplatz dürften bis zu 150.000 Rebstöcke liegen. Dort darf man sich nach telefonischer Anfrage gerne eindecken, sagen Bossert und Breitling die zugleich um Verständnis bitten dass es während der Bauzeit auf den Weinbergswegen zu Dreck und Behinderungen kommen kann. 

Pressespiegel
Winzer investieren Millionen in die Zukunft Rheinpfalz, 27.12.2002