24. Juli 2004
250 Jahre Weinbau bei Bergdolt
Ehemaliges Klostergut feiert Jubiläum

Nur wenige Weingüter in der Pfalz können auf so eine lange Weinbautradition zurückblicken wie das Weingut Bergdolt aus Duttweiler. Anlässlich des Jubiläums wird im Weingut an mehreren Abenden Theater gespielt. Mit dem Stück „Der fröhliche Weinberg“ von Carl Zuckmayer, den die „TheaterSzene“ Speyer in einer Open-Air -Inszenierung von Andreas Bornemann auf Pfälzisch spielt, begeht das Weingut seinen Geburtstag. 

Die Rheinpfalz widmete dem Jubilar einen ganzseitigen Bericht:

Das Weingut heute
Das Weingut Bergdolt St. Lamprecht in Duttweiler ist eines von wenigen in der Pfalz, das auf eine 250-jährige Tradition zurückblicken kann und obendrein noch immer im Besitz derselben Familie ist. Viel hat sich in dieser langen Zeit getan. So haben sich nicht nur die Methoden des Weinbaus verändert, sondern auch Sorten und Ausbau. Heute bestellen Rainer und Günther Bergdolt das Weingut, das sie 1982 von Vater Gottfried übernommen haben. Dieser hatte in der aufblühenden Nachkriegsära vor allem nach Wunsch der Kundschaft liebliche Weine hergestellt. Die mittlerweile achte Generation hat nicht nur das Weingut auf jetzt 24 Hektar erweitert, sondern auch zunehmend Wert auf Qualitätssteigerung gelegt. Die Investitionen haben sich gelohnt, denn 1993 wurde es in den „VDP. Die Prädikatsweingüter“ aufgenommen. Nur ausgewählte Weingüter aus der ganzen Bundesrepublik werden in diesen Verbund berufen. Aufnahmekriterien sind die Produktion von Spitzenweinen, umweltschonendes Arbeiten sowie überdurchschnittliches berufsständisches Engagement. Auch 14 Staatsehrenpreise sowie verschiedene andere Auszeichnungen hat das Weingut bereits erzielt.  
Laut Diplom-Weinbauingenieur Rainer Bergdolt hat sich „St. Lamprecht" auf Weißburgunder und Rieslinge spezialisiert. Um den Riesling noch auf einem anderen Boden anzubauen, haben Bergdolts Flächen in Ruppertsberg, Deidesheim und Mußbach erworben. Der Lössboden um Duttweiler begünstige vor allem die Güte der Burgunder-Weine. Seit 1990 werden darüber hinaus einige Rotweinsorten auf etwa 15 Prozent der Gesamtfläche angepflanzt. Weitere 15 Prozent sind anderen Weißweinsorten vorbehalten, je 35 Prozent eben Weißburgunder und Riesling. Die meisten Trauben werden mit der Hand gelesen. Das Familienunternehmen beschäftigt zwei Mitarbeiter sowie drei Auszubildende, die den Beruf des Wınzers erlernen. Die Weine wie die Sekte werden im Weingut direkt abgefüllt. Die Kunden sind vornehmlich Endverbraucher, einige Händler und Spitzengastronomen. In der Weinprobierstube, in der an prominenter Stelle die Figur St. Lamprecht thront, werden die edlen Tropfen verkostet. Der romantische Hof, der Gewölbekeller und die alten Fassdauben lassen die Anfänge des Weinguts erahnen. 
 

Trotz Teilungen immer auf gutem Kurs geblieben
Wir schreiben das Jahr 1754. In Frankreich residiert Ludwig XV. im Schloss von Versailles. Noch ist nichts zu spüren von der Revolution, die zumindest die westliche Welt grundlegend verändern sollte. Kaiserin Maria Theresia ist dabei, ihre Besitzungen zu stabilisieren und zu arrondieren. Die Schatten des Siebenjährigen Krieges, den sie ab 1756 mit ihrem Erzfeind Friedrich dem Großen von Preußen erfahren wird, werfen ihre Schatten voraus. Im fernen Russland regiert noch Zarin Elisabeth; Amerika steht am Vorabend des Kolonialkrieges zwischen Frankreich und England. Doch nicht nur in der großen weiten Welt geschieht Berichtenswertes. Wenn auch kein großer Schritt für die Menschheit, ist es zumindest ein wichtiger für die Familie Bergdolt: der Erwerb des Klostergutes St. Lamprecht in Duttweiler durch Jacob Bergdolt. Bis zum heutigen Tag betreibt die Familie mittlerweile in der achten Generation das Weingut. 

Nonnen übernehmen Regentschaft 
Zum Hintergrund: 977 oder 987 wurde im heutigen Lambrecht zu Ehren des heiligen Lambertus ein Benediktinerkloster für Männer gegründet und damit der Grundstein für die Talgemeinde gelegt. Dort hatte sich bis zu diesem Zeitpunkt lediglich ein Jagdhaus, das so genannte „Gravenhus“, aus dem später der Ort Grevenhausen entstehen sollte, befunden. Im 13. Jahrhundert hatten Nonnen des Ordens der Dominikanerinnen das Kloster übernommen. Unter ihrer Führung verzeichneten sowohl der Ort als auch das Kloster selbst eine enorme wirtschaftliche Entwicklung. In dieser Zeit wurden weitere Grundstücke in Duttweiler gekauft. Die Gräfin von Orlamünde, die ebenfalls aus Duttweiler stammte, vererbte dem Kloster ihren Besitz. Die gesamten Besitztümer dort hießen später „Steinhof“. Das Kloster hatte sich aber nicht nur in Duttweiler, sondern auch in Edesheim, Venninigen, Dannstadt-Schauernheim und Haardt Grund und Boden angeeignet. Nicht ohne Folgen für das Kloster blieb der Pfälzische Erbfolgekrieg: Einige Nonnen ließen sich von dem Freiheitsgedanken anstecken und kehrten ihrem Orden den Rücken. 

Klosterbesitz geht an Universität 
Gravierender noch sollten die Auswirkungen der Reformation sein: Das Kloster, das schon vorher unter die Herrschaft des Kurfürsten Friedrich II. von der Pfalz geraten war, ging 1553 in den Besitz der Universität von Heidelberg über. Dass es keiner großen Anstrengungen bedurfte, das Kloster zu bekommen, hängt auch damit zusammen, dass es zum einen herunter gewirtschaftet und zum anderen der eigentliche Sinn und Zweck eines Konvents offensichtlich in Vergessenheit geraten war. Am Ende lebten dort nur noch vier Nonnen. 
Die Universität Heidelberg, die das Geld zur Aufbesserung der Professorenbesoldung benötigte, verpachtete den neuen Besitz gleich wieder an den Kurfürsten. Dieser Pachtvertrag wurde bis 1700 immer wieder verlängert, wobei der Pachtzins nie erhöht worden ist - zur Freude des Kurfürsten, dessen Kasse sich im Laufe der Zeit mehr und mehr füllte. Vsrwaltet werden die Güter von St. Lamprecht in Neustadt. Noch heute ist die Hausanschrift am ehemaligen Klosterhof 111 der Landschreibereistraße 6 zu lesen: Universitatis de Receptura de St. Lamprecht. 
Für 2300 Gulden erwarb schließlich Jacob Bergdolt aus Wachenheim als Erbbeständer den früheren Besitz des Klosters St. Lamprecht in Duttweiler. Allerdings musste sich Bergdolt dazu verpflichten, das Hofgut nicht zu zerstückeln, es nicht zu verpfänden und zu tauschen, die Erbpacht immer pünktlich zu zahlen und alle 20 Jahre Haus und Hof zu renovieren. Das Anwesen umfasste seinerzeit 130 Morgen Land, was etwa 32 Hektar entspricht. Die Kaufurkunde ist noch bei Familie Bergdolt vorhanden. 
Die Entwicklung der Familie Bergdolt, die von nun an in Duttweiler residierte, spiegelt die wechselvolle Geschichte der ganzen Region wider. Schon von Anfang an widmete sich 
Bergdolt dem Weinbau und der Landwirtschaft. Sohn Jakob brachte nicht nur das Gut weiter auf Kurs, sondern „diente" auch 34 Jahre seiner Gemeinde als Bürgermeister. 

Die Herren wechseln 
1801 wurde die Pfalz von den Franzosen annektiert. Die neuen Herren enteigneten die Universität von Heidelberg. Und ab sofort musste der Hofbesitzer seine Erbpacht an die französische Rheinrepublik bezahlen. Doch nicht allzu lange hielten die Franzosen die Hand über die Pfalz. Ab 1816 kam die linksrheinische Pfalz zu Bayern - wieder ein neuer Regent. 
Mit der Aufhebung der Lehen Anfang des 19. Jahrhunderts wurden die Landwirte Eigentümer ihres Grund und Bodens. Auch die Familie Bergdolt, die das Hofgut mittlerweile in der vierten Generation betrieb, profitierte von diesem Akt. Zunehmend gewann der Weinbau an Gewicht, drängte die Landwirtschaft in den Hintergrund. Einen tiefen Einschnitt erlebte das Gut in der fünften Generation: Der inzwischen auf 40 Hektar gewachsene Grundbesitz wurde unter den fünf Kindern aufgeteilt. Dies heißt im Klartext, dass sich Johann Philipp Bergdolt gerade mal mit 15 Hektar zu begnügen hatte. Die anderen Erben veräußerten ihren Besitz und zogen fort.  
Linien dieser Bergdolts finden sich heute noch in Frankfurt. München oder Lindau. Der Weinbau entwickelte sich immer weiter. Entsprechend stiegen die Erträge und damit einhergehend die Verkaufserlöse. Doch eine erneute Erbteilung warf auch die nächste Generation wieder zurück. Der 1876 geborene Friedrich Bergdolt musste sein Geschäft mit sieben Hektar aufbauen und fortführen. Durch Fleiß und Kreativität erweiterte Friedrich Bergdolt seinen Besitz bald wieder auf zehn Hektar. Außerdem begann er 1911, Wein in Flaschen abzufüllen ~ ein absolutes Novum. Bergdolt, sich ganz dem Qualitätsgedanken verschreibend, führte neue Reberziehungssysteme ein, widmete sich der akkuraten Weinbergpflege und einer modernen Kellerwirtschaft. Das 1928 kreierte Etikett ist in leicht abgewandelter Form noch immer gültig. Für sein Engagement im Qualitätsweinbau sowie seine 21 Jahre lange Tätigkeit als Duttweilerer Bürgermeister wurde ihm 1960 das Bundesverdienstkreuz verliehen. Bis ins hohe Alter unterstützte Friedrich Bergdolt seinen Sohn Gottfried, den Vater der jetzigen Besitzer. 

Pressespiegel
Trotz Teilungen immer auf gutem Kurs geblieben Rheinpfalz, 24.07.2004