19. Januar 2006
Traktoren ärgern Neubürger
Rheinpfalz berichtet über frustrierte Bürger
Die Rheinpfalz berichtet über ein Ärgernis im Neubaugebiet Achtzehnmorgenpfad. Demnach benutzen offenbar manche Winzer die Verbindungen zwischen Straße und Wirtschaftsweg als Abkürzung, andere sollen sogar über die noch nicht erschossenen Baugrundstücke fahren:
„Die Welt steht unter dem Zeichen des Verkehrs", soll schon Kaiser Wilhelm II. Ende des neunzehnten Jahrhunderts erkannt haben. Das Neubaugebiet Achtzehnmorgenpfad in Duttweiler derzeit auch. Zudem stehen die Zeichen auf Sturm, „erdreisten" sich doch Winzer eines ansonsten friedlichen Weindorfs, Fahrtwege zu Wingerten abzukürzen und durch das Neubaugebiet Achtzehnmorgenpfad zu fahren.
Doch solche „Spritztouren" über unbefestigtes Bauland oder, schlimmer noch, über neue Straßen, die dabei verschlammt werden, bringen die Anwohner auf die Palme. Kein Grund für Ärger, wie Ortsvorsteher und Winzer Gerhard Syring-Lingenfelder findet, denn „Wir sind ein Weindorf. Was soll die Aufregung? Dazu gehören Traktoren genauso wie dreckige Straßen im Herbst und Staub durch Wingertarbeit. Wer hierher zieht, muss das akzeptieren!"
Genau das sehen zukünftige Anwohner aber anders. Elke Stachel und Franz Josef Keller als Sprecher der Bauherren und Grundstückseigentümer meinen verärgert, dass hier etwas zur Gewohnheit der Winzer werden könnte, was zukünftig Lärm und Straßenreinigung bedeutet, für die nunmal die Bürger zuständig sind.
Einer Erklärung vom Vorstand der örtlichen Bauern- und Winzerschaft, Reinhart Bossert, dass die Winzer nur aus Neugierde ums Baugeschehen mit ihren Traktoren durch den Achtzehnmorgenpfad kreuzen, will nach einigen Wochen keiner der Betroffenen mehr glauben.
„Wirtschaftswege zu den Weinbergen sind zwar mit Pfosten gesperrt. Aber Traktoren mit Anhänger können durch. Wir hätten uns Gespräche für eine umfassende Lösung gewünscht. Aber Herr Bossert hatte halt den besseren Draht zum Ordnungsamt", klagen Stachel und Keller.
Was der Leiter der Landwirtschafts- und Umweltabteilung des Ordnungsamtes, Thomas Instinsky, so nicht stehen lassen will, der die Pfosten als mittelfristige Lösung sieht, um Schwerlastverkehr während der Gewährleistungsfrist von fünf Jahren von den neuen Betonplatten fernzuhalten. „Die Befahrung im Neubaugebiet interessiert uns nicht, denn dort handelt es sich um eine öffentliche Straße, die jeder befahren darf." Doch mit dieser Aussage sind nun wieder die Anlieger nicht zufrieden, die einer privaten Erschließung ihres Wohngebietes durch die Pfalzwerke zugestimmt hatten, weil der Stadt das Geld dafür fehlte. „Wir haben die Erschließung bezahlt und gleich noch den versäumten Entwässerungsgraben aus dem Flurbereinigungsverfahren mit." Wie Keller meint, eindeutig ein Versäumnis der Winzerschaft, deren Wirtschaftsflächen höher liegen. „Und jetzt auch noch unnötigen Lärm und Dreck von Winzern, wo wir schon den Krach vom Grillplatz ertragen", meint Stachel frustriert.
Sie und Keller wünschen sich faire Gespräche. Denn nach wie vor betrachten die Beteiligten ihre Grundstücke am Ortsrand mit Blick auf das Haardtgebirge als Glücksgriff.
In einem Kommentar meint die Rheinpfalz dazu in einem Kommentar:
Traktoren, die neu angelegte Straßen verschmutzen, nicht wunschgemäß gestellte Pfosten: Diese Ärgernisse stellen eigentlich nur die Spitze des Bürgerfrusts dar, der sich im Laufe der Erschließung des Baugebiets Achtzehnmorgenpfad angesammelt hat. Wegen Mehrkosten reagieren Bauherren gereizt, hat das Dorf doch auch von der Erschließung profitiert, da das Gelände bereits umgelegt war und ansonsten brach gelegen hätte. Da Gommersheim mittlerweile billigere Bauplätze anbietet, werden Grundstücksverkäufe erschwert. Lärm und Dreck, der ihrer Meinung nach vermeidbar wäre, hat für die Neubürger das Maß voll werden lassen. Doch umgekehrt gilt: Im Dorf muss man mit läutenden Kirchenglocken, krähenden Hähnen oder eben Traktoren rechnen.
Gesprächsbereitschaft ist also auf beiden Seiten gefordert. So bleibt zu hoffen, dass man sich bald auf die Stärken eines gemeinsamen Dorfes besinnt und Aussagen wie „den Kontrahenten über den Haufen fahren" einmottet. Hier kann noch jeder jeden kennen (einige haben schon gemeinsam die Schulbank gedrückt) und sprechen. Diese Chance sollte man nutzen.
Pressespiegel
Häuslebauer contra Häusleschauer? Rheinpfalz, 17.01.2006