Die Landfrauen feiern 60-jähriges Bestehen. Die Rheinpfalz würdigt dies mit einem Bericht:
...Bereits vor den Weltkriegen hatte es freie Zusammenschlüsse in landwirtschaftlichen Hausfrauenvereinen gegeben, hauptsächlich, um Nahrungsmittel zu vermarkten. So auch in Duttweiler unter Gretchen Bossert. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Bosserts Tochter Lilli Geißler Gründungsmitglied und Vorsitzende des neuen Ortsvereins. „Der Landfrauenverein Neustadt-Duttweiler versteht sich heute als traditionsreicher Verein, der nicht mehr nur Landfrauen offensteht, sondern jedem Interessenten, der sich für die Verbesserung der Lebens- und Arbeitsbedingungen im ländlichen Raum interessiert und einsetzen will“, erklärt die aktuelle Vorsitzende Trudel Lagas. Gründungsmitglied Irene Schreieck erinnert sich an die Anfangsjahre des Vereins, in denen es noch einfacher gewesen sei, die damals ausschließlich Landfrauen und Winzerinnen aus teilweise Mischbetrieben der ortsansässigen Höfe anzusprechen. „In unserem Gründungsjahr 1956 war ich ein 15-jähriges Mädchen und bin durch eine ältere Freundin Vereinsmitglied geworden, weil ich Abwechslung wollte. Was gab es denn sonst, außer höchstens mal Kino“, erzählt sie. Geselligkeit unter den 31 Mitgliedern sei groß geschrieben worden, ihre Mutter mit eingetreten und ältere Freundinnen hätten Jüngere mitgebracht.
Inge Winkelmann aus dem Weingut Bress – ältestes, aktives Mitglied der Landfrauen Duttweiler – erinnert sich an den Tatendrang der Vereinsmitglieder, denen im Laufe der Jahre viele Aktionen eingefallen seien. „Ein Höhepunkt für mich war der eigene Motivwagen in den 80er-Jahren beim Deutschen Weinlesefest“, sagt sie mit leuchtenden Augen. „Wir standen als Bienen verkleidet auf dem Wagen am Honigtopf“, erzählt sie. Das Bienensymbol der Landfrauenvereine soll für soziales, demokratisches Engagement mit Gemeinschaftssinn stehen. Leider müsste sie selbst mittlerweile altersmäßig „etwas kürzer treten“.
Um trotz gesellschaftlichen Wandels das Bewusstsein für die ländliche Region ausbauen zu können, habe sich der Verein gewandelt. „Ohne EDV geht nichts mehr“, erklärt Lagas mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Denn so gehe zwar vieles für die 58 Mitglieder schneller, doch Ältere ohne Internet fühlten sich schnell ausgegrenzt. Der Deutsche Landfrauenverband (DLV) und die Landesverbände mit den angeschlossenen Kreisverbänden arbeiteten zusammen mit den Ortsvereinen sehr am modernen Image der Landfrauen, das allerdings immer Alt und Jung vereinen solle. Carola Guth, mit 41 Jahren jüngstes Landfrauenmitglied, ist mittlerweile die einzige Bäuerin. „Ich habe seit meinem Eintritt schon Veranstaltungen besucht, da wäre ich sonst nie hingekommen“, lacht sie und hätte gerne weitere, jüngere Mitglieder unterschiedlicher Berufsgruppen im Verein. Sie vermisst die zahlreichen Jungwinzerinnen. Oftmals käme die Antwort „keine Zeit“. „Aber die nehme ich mir ja auch“, meint sie. Sie könne beispielsweise erst nach 19.30 Uhr kommen, wenn die Tiere versorgt seien.
„Eine Herausforderung“ bedeute das schon für die Vereinsführung, junge Interessenten in der heutigen Zeit zu erreichen. Denn außer knapper Freizeit hinderten auch das unerschöpfliche Angebot an kulturellen Möglichkeiten, die sozialen Medien und die Angst, sich an einen Verein zu binden junge Menschen an einer Mitgliedschaft, stellt Lagas mit Bedauern fest. Die Angst, zu viel Freizeit opfern zu müssen, wollen die Landfrauen zerstreuen: Sie betonen, dass sie nur der Weinfeststand zu vier Stunden Arbeit – allerdings „mit viel Spaß“ – verpflichte.