Der nachfolgende Artikel erschien in der Rheinpfalz:
Den Mann mit der Schelle hat in Duttweiler eine Ortsrufanlage abgelöst - Bekanntmachungen abends
Die Fenster flogen auf, die Bürger streckten ihre Köpfe hinaus, die Gemeinde war ganz Ohr:" Es wird bekannt gemacht ...", schallte es nach lautem Geklingel durch die Gassen und jedermann lauschte, was die Obrigkeit zu vermelden hatte.
Doch der gute alte Dorfbüttel hat längst ausgedient. Den einstigen Ausrufer trifft man höchstens noch als nostalgisches Überbleibsel der "guten alten Zeit" bei Kerwe-Umzügen. Und auch da glänzt nur noch seine schmucke Uniform. Seine alle übertönende Stimme ersetzen mittlerweile stumme Info-Tafeln an den Ortsverwaltungen.
Nicht so in Duttweiler. Dort gibt es ihn noch, den Ausrufer. Zwar nicht werktäglich mit Schelle durch die Straßen ziehend, aber per Lautsprecher. Und nicht als amtierender Dorfbüttel, sondern in Person des Ortsvorstehers Franz Syring-Lingenfelder. Pünktlich dreiviertel vor eins greift der "Schultheiß" zum Mikrofon: "Es wird bekannt gemacht ...", tönt es über die Ortsrufanlage im alten Teil Duttweilers. "Gestern wurde eine Geldbörse gefunden; heute feiert Lieschen Müller ihren 75. Geburtstag (dazu erklingt ein Ständchen für die Jubilarin); morgen wird unser Gemeindemitglied X zu Grabe getragen und am Wochenende ist mal wider unser beliebtes Dorffest."
Doch nicht jedermann im Ort ist über diese Art der Information entzückt. Sehr zum Ärgernis zweier Familien aus der Kreuzberg- und Dudostraße, die sich durch lautstarke Bekanntmachungen in ihrer Mittagsruhe gestört fühlen, wird die Tradition fortgeführt.
Weil aber alles zwei Seiten hat und der Großteil der Bürger die Ausrufanlage als bequeme Informationsquelle liebt, erhebt künftig Franz Syring-Lingenfelder laut Ratsbeschluß trotzdem seine Stimme. Es wird hiermit bekannt gemacht: Nicht mehr ein Viertel vor ein Uhr, sondern in den Abendstunden.