Nach altem Brauch in der Zeit zwischen Frühling und Frühsommer besonders bei Volksfesten aufgestellter, von Rinden und Ästen befreiter Baum, an dessen Spitze ein mit bunten Bändern umwundener Tannenkranz hängt.
Das ursprünglich um den Maitag (1. Mai) übliche germanische Brauchtum hat sich vielfach auf die Walpurgisnacht und Fronleichnamstag verlegten kirchlichen Feste (Christi Himmelfahrt, Pfingsten) verteilt. Die christlichen Festtage haben im Volksbrauch kaum Anklang gefunden. Nach germanischer Auffassung ist die Maienzeit, die Zeit des Aufbruchs des neuen Lebens in der Natur, die Zeit der Liebe und der Fruchtbarkeit.
Allgemein verbreitet ist das Schmücken der Häuser mit Maibuchen oder Maien, wodurch man die Lebenskraft dieser dünnen Zweige (meist Birke) auf Haus und Hof, Mensch und Vieh übertragen will. Auf den Dörfern stellen die Burschen in den Mainächten ihren Liebsten Maibuschen oder ein Maibäumchen vor das Kammerfenster, vor die Tür oder aufs Dach. Damit macht der Bursche vielfach einen Heiratsantrag oder ehrt und beglückwünscht sein Mädchen (Gegenstand vieler Mailieder; in diesen bis in die Zeit der Minnesänger zurückzuverfolgen).
Unbeliebten, leichtfertigen und unfruchtbaren Mädchen wird ein Schandmaien (dürrer Baum, mit Stroh und Lumpen oder Besen) als Missfallenszeichen der Dorfgemeinschaft gesetzt.
In die Reihe der Lebensbäume, die bei allen Festen des germanischen Jahres zu finden sind, gehört der große Maibaum: Eine hohe Tanne oder Fichte, seltener auch Birke, die die symbolische Darstellungen der einzelnen Handwerkerinnungen sowie den Maikranz, das Zeichen des sich ewig erneuernden Lebens, trägt;
Einholung und Aufstellung heute überall am Vorabend des 1. Mai, Mittelpunkt aller Bräuche am Maitag. Vielfach bleibt er bis zur Sommersonnenwende stehen.
(Auszug aus dem Mayers-Lexikon von 1939, aufgezeichnet von Armin Locker)
Eine weitere (unbekannte) Quelle mit dem Bezug auf Bayern
Die Tradition einen Maibaum aufzustellen geht nachvollziehbar bis ins 16. Jahrhundert zurück. Auf einem Bild des Malers Donauer ist erstmals 1585 ein Figurenmaibaum zu sehen. Auf weiteren Bildern und Votivtafeln 1743 und 1767 ist der Maibaum ebenfalls abgebildet.
Seit dem 18. Jahrhundert ist der Maibaum in bayrischen Gemeinden Symbol für Staatsbewusstsein in freien Gemeinden.
Nach dem 2. Weltkrieg wurde der Maibaum fester Bestandteil der südbayrischen Gemeinden und Städte. Brauchtumsgemäß wird ein Wettstreit benachbarter Dörfer durchgeführt. Dabei kommt es immer auf den größten und schönsten Baum an. Höhen über 30 Meter sind keine Seltenheit. Der Maibaum wird mancherorts mit Rinde aufgestellt. In Oberbayern ist er geschält und weiß/blau angestrichen.
Die Bäume haben am Tag der Aufstellung grüne Wipfel, die mit bunten Bändern verziert sind, sowie einen Kranz um den Stamm. Sie werden mit selbstgeschnitzten Figuren und Zunftzeichen örtlicher Handwerker geschmückt. Ein Spruch, der die Einigkeit des aufstellenden Ortes bezeugt, wird gut sichtbar angebracht.
Gemeinschaftssinn ist insbesondere bei der Aufstellung des Baumes von größter Wichtigkeit. Viele Burschen des Ortes sind nämlich erforderlich um den Baum in einen senkrechten Stand zu bringen. Dabei darf unter keinen Umständen technisches Hilfsmittel herangezogen werden. Das Aufstellen erfolgt mit jeweils zwei Stangen, die von den Burschen gegen den Baum gedrückt werden. Es vergehen durchaus zwei Stunden bis der Baum ordentlich steht.
Im Zusammenhang mit dem Maibaumaufstellen wollen gibt es einen weiteren Brauch: das Maibaumstehlen und -einlösen.
Der Maibaum wird nach seinem Schlagen zum Ort der Aufstellung gebracht. Dort lagert er bis zum Aufrichten durch die Burschenschaft, wobei oft mehrere Tage vergehen. Er wird Tag und Nacht in wechselnder Schicht von den Burschen des Ortes gut bewacht. Klappt die Bewachung nicht vorzüglich, kann es sein, daß der Nachbarort die Gunst der Stunde nutzt und den Baum entwendet. Dann wird zur Auslöse viel Bier und eine üppige Brotzeit fällig.
Das "Lösegeld" wird, sofern es durch den bestohlenen Ort bezahlt ist, gemeinsam verspeist und getrunken.
Ist ein Ort nicht bereit seinen gestohlenen Maibaum zurückzukaufen, wird dieser als Schandbaum neben dem eigenen aufgestellt. Ein daran angebrachter Spruch lässt kein gutes Haar an dem bestohlenen Ort.