Ökumenischer Gemeindebrief Duttweiler an Weihnachten 2004
Geschichtlicher Rückblick der St. Michaelskirche Duttweiler
Die katholische neugotische St. Michaelskirche zu Duttweiler mit ihrem Turm aus der zweiten
Hälfte des 13. Jahrhunderts.
Seit 127 Jahren schmiegt sie sich an ihren mächtigen Turm aus dem 13. Jahrhundert. der m
seinem Erdgeschoß den Hochaltar der mittelalterlichen Kirche umschloss. und deren
Kirchenschiff einst parallel zur Dudostraße erbaut worden war. Am 30. Juni 1870 musste die
alte steinerne St. Michaelskirche wegen Baufälligkeit geschlossen werden. In ihren Mauern
hatte sich die Kirchengemeinde sechshundert Jahre lang in guten und in schlechten Zeiten
versammelt um den Segen Gottes für ihre Arbeit um das tägliche Brot zu erbitten.
Bis zum Jahre 1877 gewährten die protestantischen Christen ihren katholischen Brüdern und
Schwestern Gastrecht in ihrer unter großen Opfern im Jahre 1832 neu erbauten Kirche, damit
die Katholiken im Dorf den Sonntagsgottesdienst halten konnten.
1877 wurde die katholische Pfarrkirche im neugotischen Stil erbaut und am 8. Juni 1879 vom
Bischof Georg Josef, Speyer. dem Erzengel Michael geweiht. Architekt Franz Schöberl aus
Speyer vermochte durch seinen Entwurf beide Gebäudekomplexe, Turm und Kirchenschiff, im
Stil der Zeit, zu einem harmonischen Ganzen zu vereinen. Die neugotische Innenausstattung,
ein Hochaltar und zwei Seitenaltäre, wurden in München in Auftrag gegeben. Die
Kommunionbank, die Kanzel und die Kirchenbänke sind von Handwerkern aus der Pfarrei
gefertigt worden. Die erste Orgel wird gebraucht gekauft um die Gesamtkosten im Rahmen zu
halten.
Den neugotischen Hochaltar zierten: Christus am Kreuz, + der Erzengel Michael, + die
Gottesmutter Maria, + Johannes, der Lieblingsjunger des Herrn Jesus, + der Völkerapostel
Paulus + und der angelsächsische Benediktinermönch Winfried, genannt Bonifatius. Er wurde
Erzbischof und war im achten Jahrhundert der bedeutendste Missionar der Deutschen. Alle
Statuen sind gelungene Holzschnitzarbeiten im Nazarenerstil, vergoldet und bunt bemalt. Die
ganze Kirche. d.h. auch Decken und Wände waren farbenprächtig ausgemalt worden, wie es
am Ende des 19. Jahrhundert allgemein üblich war. Im Jahre 1899 wurde der St.
Michaelskirche testamentarisch ein Betrag zur Beschaffung von zehn gemalten
Kirchenfenstern gestiftet. Am 10. Juni 1913 geschah in der Kirche ein übles Sakrileg: Diebe
haben den Tabernakel vom Hochaltar (Aufbewahrungsort der Eucharistie, d.h. des heiligen
Brotes) aufgebrochen. Sie entwendeten die Monstranz (monstrare = zeigen, Schmuckgefäß zur
Aufbewahrung der geweihten Hostie), einen Messkelch, zwei silberne Behälter zur
Aufbewahrung von Weihrauchkörnern und einen zinnernen Teller. Pfarrer und
Kirchengemeinde sammelten für eine neue Monstranz. Bereits am 6. Juni 1914 lieferte
auftragsgemäß der Goldschmied August Steinbrück aus Speyer eine sehr schöne, im
neugotischen Stil ganz aus Silber (l,925 kg) geschaffene Monstranz, die er dann vergoldet hat.
Die Monstranz wurde in fünf Raten, entsprechend dem Arbeitsfortschritt, bezahlt. Im Preis
waren auch 30 Flaschen guten Weines enthalten! Im Februar 2002, nach achtundzwanzig
Jahren hat Meister Hans Bock aus Beilngries die Monstranz gründlich renoviert und schwer
vergoldet, so dass sie wieder in alter Schönheit erstrahlt. In den Jahren 1914 und 1915 schuf im
Auftrag des Stiftes, Hauptlehrer Josef Demmerle aus Duttweiler, der angesehene akademische
Bildhauer Heinz Schiestel aus Würzburg zwei Statuen, Holz, 1,30 m hoch, „Herz Maria“ und
„Herz Jesu“. Diese waren bemalt und zum Teil vergoldet. Ein Altarkruzifix, geschaffen von
Hr. Schiestel, und die am 1. April 1913 in Würzburg antiquarisch erworbene Sakristeiglocke,
die den unmittelbaren Beginn der Messfeier ankündigt, sind auch von Josef Demmerle der St.
Michaelskirche geschenkt worden. Die Kirchengemeinde hat dafür Sorge getragen, dass die
Bausubstanz stets in gutem Zustand erhalten geblieben ist.
Unter Anleitung von Pfarrer Hans Stenger fand in den Jahren 1964 bis 1966 die große
Renovierung und Neugestaltung des Innenraumes der Kirche statt. Die neuen Vorgaben des
Zweiten Vatikanischen Konzils für die Gottesdienstgestaltung sind schon berücksichtigt
worden (Volksaltar). Auch eine neue Orgel vom Orgelbaumeister Weht aus Haßloch begleitet
nun den Gesang der Gemeinde. Die schon erwähnten Heiligenfiguren im Nazarenerstil und das
große Kruzifix vom alten Hochaltar sind restauriert worden und haben einen würdigen Platz im
Chorraum der Kirche gefunden. Die von Hauptlehrer Demmerle gestifteten Figuren schmücken
die Ostwand im Kirchenschiff, jetzt ohne Farbe, dafür in ihrem schönen natürlichen Holzton.
Die „Herz Maria“ Figur von Meister Schiestel wurde vom Restaurator mit einem kleinen
„Kunstgriff“ in die Hl. Elisabeth von Thüringen verwandelt indem er ihr ein Körbchen mit
Rosen in den Arm legte. Dies geschah, weil bereits zwei weitere Madonnenfiguren das
Kirchenschiff zieren. Der Panzertabernakel vom alten Hochaltar aus dem Jahr 1914 ist jetzt der
Mittelpunkt des Sakramentsaltares. Unter Verwendung der Altarplatte vom neurotischen
Hochaltar aus dem Jahre 1877 hat ihn Steinmetz Fritz Doleczik aus Duttweiler im Jahr 1964
geschaffen. Der alte Tabernakel erhielt an seiner Frontseite eine neue Verkleidung deren
Emaille- und Messingarbeiten im Mai 1965 von Hans Fay, Landall, entworfen und geschaffen
worden sind. Das Geld für diese Schmuckarbeiten wurde gestiftet.
Ebenfalls im Jahre 1965 sind die Fenster an der Südseite der Kirche (über dem Eingang) neu
gefertigt worden. Kunstmaler Zeuner, Speyer, schuf das große Mittelfenster, die zwei
Seitenfenster wurden von der Fa. Brotzier, Speyer, nach eigenen Entwürfen gefertigt. Die
Mitglieder des damaligen Verwaltungsrates der Kirchenstiftung St. Michael, Duttweiler, die
Herren Eduard Stöckel, Walter Stöckel, Robert Winkelmann, Otto Frech, Ferdinand
Hagenbucher und Wemer Blanz übernahmen persönlich die Finanzierung der neuen
Kirchenfenster. Im Januar 1986 wird die Treppe zur Orgelempore in den Kirchenraum verlegt.
Idee und Planung von Franz Gutting, Ausführung Zimmerermeister Georg Kimmle,
Birkenhördt.
Eine Testamentarische Stiftung von Fräulein Monika Demmerle für die St. Michaelskirche zu
Duttweiler ermöglichte in den Jahren 1989/1990 die Innenrenovierung (neuer Farbanstrich) des
Kirchenraumes durch den Kirchenmaler Strasser, Schweighofen.
Im September 1990 erhält die Kirche erstmals einen Ambo, entworfen und geschaffen von
Bildhauer Bernhard Mathäß, Duttweiler. 1997 werden zur Verbesserung der Lichtverhältnisse
im Winterhalbjahr zehn neue Lampen aus Limburger Kristall in der Kirche installiert. Die
neugotische St. Michaelskirche zu Duttweiler und ihr mittelalterlicher Turm aus dem 13.
Jahrhundert geben beredt Zeugnis von den Menschen die sie geschaffen haben und erhalten
haben. Nicht zum eigenen Ruhm, nein, zur größten Ehre Gottes haben sie, jeweils zu ihrer Zeit,
unter großen finanziellen Opfern, diese Bauwerke errichtet
mit freundlicher Genehmigung von Jochen Litzka