Für den Weltgebetstag 2007 haben Frauen des Paraguayischen Weltgebetstagskomitees die Liturgie geschrieben. Eine wunderbare Möglichkeit für uns, mehr über Paraguay zu erfahren, über den Alltag von Frauen in diesem Land, über ihre Spiritualität und Glaubenshoffnungen. Nach 35 Jahren Militärdiktatur befindet sich Paraguay seit 1989 in einem schwierigen Prozess der Umgestaltung, an dem sich Frauen auf
vielfältige Weise beteiligen: Frauen — selbst betroffen als Kleinbäuerinnen und Landlose - engagieren sich für Landreformen und versuchen gegenüber multinationalen Agrarkonzernen ihre Rechte durchzusetzen. Frauen schließen sich zusammen, um ihre landwirtschaftlichen und kunsthandwerklichen Produkte besser zu vermarkten; Frauen gründen Anlauf- und Beratungsstelle für von sog. häuslicher
Gewalt betroffener Frauen, sie engagieren sich im Bildungsbereich und im Gesundheitswesen. Vereinzelt werden Frauen in hohe politische Ämter berufen (Zollbehörde, Zentralbank, Oberster Gerichtshof, wo sie u.a. auch gegen die massive Korruption vorgehen müssen. Viele Nicht-Regierungsorganisationen werden von Frauen geleitet. Frauen sind auch innerhalb der Kirchen aktiv im Aufbau der Zivilgesellschaft und der konkreten Sozialarbeit. Dies gilt auch für die Mitglieder des Paraguayischen Weltgebetstagskomitees, die sich darüber hinaus - als eine der wenigen - auch noch ökumenisch engagieren. Ihre Liturgie ist überschrieben mit „United Under God's Tent" — da werden reiche Assoziationen von Gottes Fürsorge, Schutz und Verheißungen lebendig. Was heißt es als Menschen, als Menschheit in all unserer bunte und auch konfliktreichen Verschiedenheit unter Gottes Himmelszelt vereint zu sein ein, lebendiger Körper zu sein, denn „christliche Gemeinschaft" heißt, „Weltkirche", „Gotteskinder"?
Inspiriert vom Bibeltext der Verheißung eines Sohnes für Sara, werden angesichts der Nöte und Sorgen konkreter Frauen aus
Paraguay auch wieder Hoffnungen und Visionen auf Fruchtbarwerden für eine gerechte Gesellschaft und für eine liebende Gemeinschaft zwischen Menschen zum Ausdruck gebracht. Auch der kritische Blick auf die Kirchen selbst, ihr Einsatz und Handeln für Gerechtigkeit v.a. auch Geschlechtergerechtigkeit ist den Frauen aus Paraguay ein wichtiges Anliegen. Wie erleben wir Kirche? Vor Ort? Weltweit? Ein einladendes Zelt, das Menschen in ihrer Unterschiedlichkeit anzusprechen und einzubinden vermag? Oder ein starres Gebäude mit dicken Schutzwällen... ? Gerade im ökumenischen Miteinander, so stellen die Frauen aus Paraguay fest, ist es
überlebensnotwendig, stärker nach dem Verbindenden zu fragen, als nach den scheinbar trennenden Unterschieden. Am Weltgebetstag aus Paraguay feiern wir Verheißung und Vergegenwärtigung: wir gehören zusammen - als Menschheitsfamilie vereint unter Gottes Himmelszelt.