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16. September 2013
Frostschutzrotoren sollen jetzt aufgebaut werden.
| Frostschutzrotoren |
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Rheinpfalz-Artikel

Wenn das Wetter mitspiel sollen in der nächsten Woche in Duttweiler die Frostschutzrotoren aufgebaut werden. Aus diesem Grund hat die Rheinpfalz noch einmal ausführlich darüber berichtet:
Eishauch – vom Winde verweht
Neun dicke Stahlrohre, jedes elf Meter lang, liegen im Hof des Duttweilerer Winzers Reinhard Bossert. In anderen Höfen lagern Propeller aus Fiberglas oder Motoren. Es sind die Bestandteile von neun „Frostschutzrotoren“, die künftig Frostschäden während der Rebblüte verhindern sollen.
Was jetzt noch wie ein Mechanik-Baukasten für Riesen aussieht, soll möglichst schon ab kommender Woche in den Duttweilerer Weinbergslagen Kreuzberg und Mandelberg aufgestellt werden. Diese liegen in einer Senke, in der sich Kaltluft sammelt. Deshalb können hier späte Nachtfröste im Frühjahr den Rebblüten massiv zusetzen. Auf Initiative von Winzer Reinhard Bossert entschlossen sich die Duttweilerer Winzer, in den beiden Weinbergslagen Frostschutzrotoren aufzustellen. Sie sollen bei Nachtfrösten zur Zeit der Rebblüte wärmere, höhere Luftschichten mit tiefen, kalten Schichten vermischen und so dafür sorgen, dass die Rebblüten nicht erfrieren. Wie berichtet, sind zum selben zweck in den vergangenen beiden Jahren Hubschrauber über Weinbergen in der Region eingesetzt worden – mit Erfolg.Betrieben werden die Frostschutzrotoren von einem eigens gegründeten Wasser- und Bodenverband, dessen Vorsitzender Bossert ist. Am Anfang habe es von den betroffenen Winzern und Grundstücksbesitzern etliche Vorbehalte und Bedenken gegen die Frostschutzrotoren gegeben, bestätigt Bossert. Zuletzt seien es aber nur noch zwei Gegner gewesen. Auch sie mussten dem Wasser- und Bodenverband beitreten, denn in dem besteht sowohl für alle Grundstücksbesitzer in den betroffenen Gebieten, als auch für Bewirtschafter der betroffenen Flächen eine Zwangsmitgliedschaft.
„Den ganzen administrativen Teil haben wir inzwischen erledigt“, sagt Bossert. Das bedeutet auch, dass für die Stadtverwaltung für die neun Frostschutzrotoren Baugenehmigungen erteilt hat. Bestellt wurden die Geräte bei der Firma Orchard-Rite in den USA. Das ist nach Angaben von Bossert der führende Hersteller. Wie er berichtet, werden Frostschutzrotoren bisher nur in den USA und Neuseeland hergestellt. Dort sind sie im Wein- und Obstbau weit verbreitet.
Über den für Deutschland zuständigen Importeur, die Firma Ghent Supply in Belgien, sind die Bestandteile der Frostschutzrotoren nun geliefert worden. Aufgestellt werden sollen sie wahrscheinlich in der nächsten Woche. Das geht aber nur, wenn es vorher nicht zu viel regnet. „Sonst können die Fundamente nicht gelegt werden“, erklärt Bossert.
Mit dem Bau der Fundamente hat der Wasser- und Bodenverband die Baufirma Braun aus Kirrweiler beauftragt. Die Frostschutzrotoren werden dann von Ghent Supply installiert. 1,2 Tonnen Gewicht hat jedes der Geräte, 800 weitere Kilo wiegt der Antriebsmotor.
Der Importeur hat entsprechend den Vorgaben der Herstellerfirma die neun Standorte festgelegt. „Eine Windmaschine hat einen Radius von etwa 300 Metern. Damit auch die Randbereiche optimal abgedeckt werden, werden die Frostschutzrotoren in einem Abstand von etwa 250 Metern voneinander aufgestellt“, erklärt Bossert.Rund 35.000 Euro kostet nach seinen Angaben jedes Gerät. Zur Finanzierung hat der Wasser- und Bodenverband einen Kredit aufgenommen, der in den kommenden 20 Jahren abgezahlt werden muss. Jeder Teilnehmer des Verbands muss sich entsprechend der Größe seiner Fläche in dem Gebiet an den Kosten beteiligen.
Bedenken hatte es wegen Lärmbelästigungen durch die Frostschutzrotoren und wegen Gefahren für Fledermäuse und Vögel durch die Rotoren gegeben – ähnlich wie bei Windrädern zur Stromerzeugung. Einige hätten wohl die Frostschutzrotoren mit solchen Windkraftanlagen verwechselt, vermutet Bossert. Beim Baugenehmigungsverfahren seien auch alle erforderlichen naturschutzrechtlichen Gutachten erstellt worden und es gebe keine Probleme.
Bossert verweist darauf, dass die Frostschutzrotoren nur wenige Stunden im Frühjahr laufen werden. „Wenn es keine späten Nachtfröste gibt, brauchen wir sie gar nicht“, so Bossert. Wenn jetzt allerdings mehrere Jahre keine späten Nachtfröste auftreten, „dann kriege ich ein Problem“, ist dem Initiator der Aktion sehr wohl klar.

Pressespiegel
Eishauch – vom Winde verweht Rheinpfalz, 16. September 2013